09.02.2022 - Lebensmittel

Lebensmittelsicherheitskultur umsetzen

Inzwischen hat es jeder mitbekommen: „Lebensmittelsicherheitskultur ist das neue „Zauberwort“. Die Lebensmittelhygieneverordnung (VO(EU) 2021/382 vom 3. März 2021, LMHV) fordert ihre Etablierung vom Lebensmittelunternehmen, damit sich „durch die Sensibilisierung und die Verbesserung des Verhaltens der Beschäftigten in Lebensmittelbetrieben“ die Lebensmittelsicherheit erhöht. In Kapitel XIa wird beinahe ein Leitfaden gegeben, wie man zu einer solchen Kultur kommen könnte. Danach muss der Unternehmer dafür sorgen, dass alle Beschäftigten in die Verfahren einbezogen werden, die für Sicherheit sorgen sollen.

Sensibilisierung und offene, klare Kommunikation sind wesentliche Forderungen der Verordnung und Investitionen werden erwartet. Dies scheint all denjenigen Unternehmen nicht neu, die bereits über eine Zertifizierung nach einem Managementsystem für Lebensmittelsicherheit verfügen. Sowohl der IFS Food, als auch das BRC-Pendant und das FSSC 22000-System fordern in den neuen Versionen gleiches. Bemerkenswert ist, dass die Verordnung nun auch den Betriebsleiter, die Betriebsleiterin verpflichtet, mitzuwirken. Die wesentliche Beteiligung des mittleren Managements an der Kultur wird hier deutlich.

Wer allerdings nun Schlagworte in existierenden Dokumenten ergänzt und es dabei belässt, eine „Lebensmittelsicherheitspolitik“ ans schwarze Brett zu hängen, verpasst eine Chance. Denn nur, wenn alle Beteiligten wirklich hinter den grundlegenden Werten eines Themas stehen, kann eine Kultur entstehen. Erst, wenn sicheres Handeln zur Selbstverständlichkeit wird, über das niemand mehr nachdenken muss, sind Lebensmittel sicher.

Damit das sichere Handeln zum Automatismus werden kann, müssen Grundlagen geschaffen werden. Ein Bildabgleich wird benötigt, was Lebensmittelsicherheit ist. Ein Konsens muss entstehen und von allen getragen werden, wie Lebensmittelsicherheit zu erreichen ist. Es muss möglich sein, Kollegen und Kolleginnen auf Fehler hinzuweisen. Es muss honoriert werden, wenn aufgepasst und mitgedacht wird. Es muss stolz machen, gemeinsam großartige Ergebnisse zu erreichen. Dazu braucht es Zeit und Beispiel.

Unternehmen, die Lebensmittelsicherheitskultur noch nicht thematisiert haben, sollten damit beginnen, gemeinsam mit den Mitarbeitenden ein Bild davon zu entwerfen. Was gehört dazu? Was sollte sein? Wie könnte man das erreichen? Hierzu eignen sich Fragebögen oder Workshops, besonders auch Zukunftswerkstätten. Gleichzeitig muss sich die Unternehmensleitung und auch die mittlere Führungsebene zum neuen Schwerpunkt bekennen und begründen, warum das nun entstehen soll. Feedbackbögen sind ein wesentliches Instrument, den Erfahrungsschatz der Mitarbeitenden kontinuierlich anzuzapfen, daraus zu lernen und wirkliche Werte aufzubauen.

Es ist keine kleine Aufgabe, die der Gesetzgeber hier fordert, aber eine, die sich in sinkenden Fehlerraten, weniger Rückläufern und Reklamationen und in einem besseren Betriebsklima auszahlt!

 

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Kooperationspartnerin Dr. Andrea Dreusch

CPM Unternehmensberatung Food Safety

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[Literaturhinweis: Dreusch, A.B.; 2021; Lebensmittelsicherheitskultur – wie man Verhalten verändert und Produktsicherheit verbessert; DLG-Verlag; ISBN 978-3-7690-0859-3]

Dr. Andrea Dreusch