FAQ - Häufig gestellte Fragen
Welche Bedeutung hat "Pluralibacter gergoviae" (ehemals Enterobacter gergoviae) in Kosmetik und Arzneimitteln?
Steckbrief zu "Pluralibacter gergoviae" (ehemals Enterobacter gergoviae)
Allgemeines und Herkunft
- gehören zur Familie der Enterobacteriaceae
- gram negative Stäbchen
- fakultativ anaerob
- in der Umwelt weit verbreitet, z.B. in Darm von Mensch und Tier, auf Pflanzen und in Wasser
- fakultativ pathogene Keime, teilweise mit Antibiotikareistenzen
Bedeutung im Kosmetik- und Arzneimittelbereich
Die Anzahl an Rückrufmeldungen in den letzten Jahren bedingt durch Pluralibacter gergoviae in Kosmetika ist ansteigend. Betroffene Produkte sind oftmals Babyshampoo, Babycreme, Duschgel, Zahnpasta etc.
In einer aktuellen Stellungnahme des BfR aus dem Jahre 2020 wird gefordert, dass alle kosmetischen Produkte grundsätzlich frei von P. gergoviae sein müssen. Dies ist durch entsprechende Untersuchungen zu belegen.
So wird z.B. Duschgel zwar schnell wieder abgespült, ein Schleimhautkontakt oder Kontakt mit offenen Wunden kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Es besteht somit die Gefahr, dass die Mikroorganismen in die Blutbahn gelangen.
Pluralibacter gergoviae ist bekannt für den sogenannten „Phoenix-Effekt“, d.h. eine bereits verschwunden geglaubte Kontamination taucht nach gewisser Zeit wieder auf, meist dann auch in sehr hoher Anzahl. Pluralibacter gergoviae ist in der Lage sich an Konservierungsmittel anzupassen, kann also bestimmte Eigenschaften erwerben aber auch wieder verlieren. Der Eintrag in das Produkt erfolgt meist über Wasser, welches als Rohstoff verwendet wird. Aber auch mangelnde Anlagenhygiene spielt eine große Rolle. Häufig tritt der Keim in Biofilmen auf.
Wichtige Ursachen für Kontaminationen
- mangelnde Reinigung und Desinfektion z.B.
- der Wasseraufbereitungsanlage
- des Wasserleitungssystems
- des Herstellungsequipment (Anlagen und Geräte)
- mangelndes Anlagendesign z.B.
- Restwasser in Anlagen und Leitungen
- Totstellen
- unvollständige Reinigung und Desinfektion
⇒ Die Folge von mangelhaftem Anlagendesign und/oder Fehlern bei der Reinigung und Desinfektion ist in der Regel eine Biofilmbildung im Wassersystem oder in Anlagenteilen v.a. Rohrleitungen, Dichtungen, Ventilen….
In Biofilmen ist Pluralibacter gergoviae weitgehend geschützt vor:
- hohen Temperaturen
- pH Wert Schwankungen
- chemischen Desinfektionsmitteln
- UV Strahlung
Wichtige Maßnahmen
- sachgerechte Konzeption sowie Reinigung und Desinfektion des Wassersystems. Insbesondere muss eine Biofilmbildung vermieden werden, denn die Entfernung eines bestehenden Biofilmes ist in der Regel sehr schwierig
- korrekte Reinigung und Desinfektion des Herstellungsequipments (Anlagen und Geräte)
- gute Betriebs und Personalhygiene
Die Stellungnahme des BfR mit dem Titel „Hautcremes, Make-Up und Shampoos sollten frei von Pluralibacter gergoviae sein“ finden Sie hier: