FAQ - Häufig gestellte Fragen - Mikrobiologie
Literatur zum Thema Mikrobiologie von Kosmetika
Im Folgenden finden Sie eine Auflistung wichtiger Unterlagen und Literatur zum Thema Mikrobiologie von Kosmetika.
Bitte beachten Sie, dass diese Liste nicht abschließend ist. Über die angegebenen Links sind alle Informationen abrufbar.
Fachgruppe Mikrobiologie und Betriebshygiene der DGK e.V.
Allgemeine Informationen und Publikationen
https://dgk-ev.de/mikrobiologie-und-betriebshygiene
Fachbuch „DGK-Betriebshygiene in der Kosmetik“ (kostenpflichtig)
www.sofw.com/de//386-dgk-betriebshygiene-in-der-kosmetik-2-ueberarbeitete-ausgabe-2019
Fachbuch „DGK-Konservierung kosmetischer Mittel“ (kostenpflichtig)
www.sofw.com/de/shop/buecher/product/66-dgk-konservierung-kosmetischer-mittel
Fachbereich Kosmetika in der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik, Gebrauchsgegenstände der GÖCH
Allgemeine Informationen und Leitfäden
https://www.goech.at/aglebensmittelchemie
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Stellungnahme Nr. 038/2020 zu Pluralibacter gergoviae
Publizierte ISO-Normen (kostenpflichtig)
Über folgenden Link sind eine Reihe an ISO-Normen zum Bereich Mikrobiologie von Kosmetika (vornehmlich Normen zur mikrobiologischen Untersuchung) abrufbar:
ISO-Norm 17516 zu mikrobiologischen Grenzwerten
www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-17516/203537217
ISO-Norm 29621 zur Einstufung mikrobiologisch risikoarmer Produkte
www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-29621/263888044
Safety Gate – Schnellwarnsystem der EU
Liste nicht sicherer Produkte (auch Mikrobiologie)
ec.europa.eu/safety-gate-alerts
Mikrobiom und Kosmetik: Report des ICCR
Weitere allgemeine Informationen
Newsletter zu den Themen Mikrobiologie und Kosmetik
Welche Bedeutung haben sulfitreduzierenden Clostridien und Clostridium perfringens in Lebensmitteln?
Steckbrief zu „sulfitreduzierenden Clostridien„ und „Clostridium perfringens“
Allgemeines
Clostridien sind in der Lage hitzeresistente Formen, sogenannte Sporen, zu bilden. Diese sind sehr hitzestabil und überstehen Erhitzungsschritte. Des Weiteren können sich diese Bakterien unter Sauerstoffausschluss (strikte Anaerobier) vermehren und einige Vertreter sehr gefährliche Toxine bilden.
Herkunft
Diese Bakterien bzw. deren Sporen sind vor allem im Erdboden, in Gewässern aber auch im Darmtrakt von Mensch und Tier zu finden. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung können sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel mit diesen Keimen belastet sein.
Bedeutung
Zur Gruppe der sulfitreduzierenden Clostridien gehören viele Vertreter, die in Lebensmitteln als Verderbniserreger eine Rolle spielen. Aber auch Krankheitserreger wie Clostridium perfringens und Clostridium botulinum befinden sich unter dieser Bakteriengruppe.
Clostridium perfringens ist von Bedeutung als Verursacher von Gruppenerkrankungen in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Überlebende Sporen keimen nach dem Kochprozess im Lebensmittel aus und vermehren sich anschließend bei unzureichender Kühlung. Ihre Toxine sind Auslöser von Lebensmittelvergiftungen.
Zur Vermeidung überhöhter Keimzahlen ist deshalb darauf zu achten, dass der kritische Temperaturbereich zwischen 10 °C – 65 °C möglichst schnell (max. 3 h) durchschritten wird. Häufig betroffen sind z. B. größere Fleischstücke, Suppen oder Soßen in größeren Behältnissen, vakuumverpackte Fischerzeugnisse und andere vakuumverpackte Lebensmittel, Kochwürste sowie nicht sachgemäß sterilisierte Konserven. Ähnliches gilt für Clostridium botulinum, der sehr gefährliche Toxine (Nervengifte) bilden kann und entsprechend schwere bis tödliche Erkrankungen verursacht.
Wichtige Ursachen für überhöhte Keimzahlen von Clostridien
- ungenügende Erhitzung bzw. Sterilisation der Lebensmittel bzw. zu niedrige Temperaturen beim Warmhalten (Warmhaltetemperaturen von z. B. mind. +60 °C)
- unsachgemäßes Pökeln bzw. Räuchern von z. B. Schinken oder Fischwaren
- unzureichende Kühlung bzw. zu lange Lagerdauer
- Einsatz kontaminierter Rohstoffe
- zu lange Abkühlphase. Der kritische Temperaturbereich zwischen 10 °C und 65 °C muss möglichst schnell durchschritten werden (i. d. R. max. 3 h)
Wachstumsbedingungen
- Temperatur: Wachstum bei 12 – 50 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 5,0 – 8,0
- aw-Wert: Wachstum bis min. 0,94
- Sauerstoffbedarf: strikt anaerob
Bei welchen Temperaturen sterben diese Mikroorganismen ab?
Allgemein kann man davon ausgehen, dass diese Bakterien bei einer Erhitzung auf +72 °C für mindestens zwei Minuten oder bei einem gleich wirksamen Prozess abgetötet werden. In Lebensmitteln ist dabei zu beachten, dass diese Temperatur-Zeit-Kombination im Kern des Produktes erreicht werden muss, um die Bakterien sicher abzutöten.
Das C. perfringens-Enterotoxin ist relativ hitzeempfindlich, die biologische Aktivität wird bei 60 °C innerhalb von 5 min. zerstört.
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de: unter „Lebensmittelsicherheit“
- www.lgl.bayern.de: unter „Lebensmittel“ und anschließend „Hygiene“
- Lebensmittelmikrobiologie, J. Krämer und A. Prange, 7. Auflage 2017
- Mikroorganismen in Lebensmitteln, H. Keweloh, 2. Auflage 2008
- Handbuch Lebensmittelhygiene, K. Fehlhaber/J. Kleer/F. Kley (Behrs Verlag), 1. Auflage 2007
- Pathogene Mikroorganismen: Clostridium perfringens, U. Messelhäußer (Behrs Verlag), 1. Auflage 2013
- Merkblatt „Sicher verpflegt – Besonders empfindliche Personengruppen in Gemeinschaftseinrichtungen“, Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin 2017
Welche Bedeutung hat Staphylococcus aureus in Lebensmitteln?
Steckbrief zu „Staphylococcus aureus“
Allgemeines und Herkunft
Diese Bakterien kommen bei vielen gesunden Menschen auf Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raumes (z. B. auch in Nasensekret, Hustenaerosolen und Speichel), auf der Haut (besonders Kopfhaut und Haare) sowie im Stuhl vor.
Diese Keime sind aber auch wichtige Lebensmittelvergifter und verursachen neben den Magen-Darm-Erkrankungen auch Haut- und Wundinfektionen, Abszesse und Harnwegsinfektionen. Häufig ist der Mensch Ausgangspunkt einer Kontamination von Lebensmitteln, aber auch rohe tierische Lebensmittel (z. B. Rohmilch) können mit diesem Erreger belastet sein.
Bedeutung
Staphylococcus aureus kann in Lebensmitteln Giftstoffe (Toxine) produzieren, die beim Menschen starke Intoxikationen (Vergiftungen) hervorrufen. Erhöhte Keimzahlen von Staphylococcus aureus in Lebensmitteln sind dementsprechend als sehr kritisch zu bewerten und deuten auf mangelnde hygienische Verhältnisse bei der Herstellung hin (insbesondere Personalhygiene).
Eine wichtige Eigenschaft bestimmter Staphylococcus aureus-Toxine ist, dass sie hitzestabil sein können und auch Erhitzungsschritte überstehen. Deshalb muss man neben der Hygiene ebenfalls auf ausreichende Kühltemperaturen achten. Dadurch verhindert man das Wachstum der Bakterien sowie deren Toxinproduktion.
Wichtige Ursachen für überhöhte Keimzahlen
- Hygienefehler bei der Herstellung (z. B. mangelnde Personalhygiene, belastete Arbeitsgegenstände, -oberflächen und -geräte, …)
- Kreuzkontaminationen zwischen rohen und verarbeiteten Lebensmitteln
- unzureichende Kühlung
- Verarbeitung kontaminierter Rohstoffe
- ungenügende Erhitzung der Lebensmittel
Wachstumsbedingungen
- Temperatur: Wachstum bei 6,5 - 48 °C, Bildung von Toxinen bei 10 – 45 °C
- pH-Wert: Wachstum bei 4,0 - 9,3, Bildung von Toxinen bei min. 4,8
- aw-Wert: Wachstum bis 0,86
- Salztoleranz: max. 20 %
- Sauerstoffbedarf: fakultativ anaerob; die Toxinproduktion ist bei aerobem Wachstum deutlich höher als bei anaerobem Wachstum
Bei welchen Temperaturen sterben diese Mikroorganismen ab?
Allgemein kann man davon ausgehen, dass diese Bakterien bei einer Erhitzung auf +72 °C für mindestens zwei Minuten oder bei einem gleich wirksamen Prozess abgetötet werden. In Lebensmitteln ist dabei zu beachten, dass diese Temperatur-Zeit-Kombination im Kern des Produktes erreicht werden muss, um die Bakterien sicher abzutöten.
Die Toxine sind sehr hitzestabil und können frühestens bei 100 °C nach einer halben bis ganzen Stunde soweit inaktiviert werden, dass sie nicht mehr zu einer Erkrankung führen.
Weitere Informationen und Literatur
- www.bfr.bund.de: unter „Lebensmittelsicherheit“
- www.lgl.bayern.de: unter „Lebensmittel“ und anschließend „Hygiene“
- Pathogene Mikroorganismen: Staphylococcus aureus, S. Johler/R. Stephan Behr’s Verlag, 1. Auflage 2010
- Lebensmittelmikrobiologie, J. Krämer und A. Prange, 7. Auflage 2017
- Mikroorganismen in Lebensmitteln, H. Keweloh, 2. Auflage 2008
- Handbuch Lebensmittelhygiene, K. Fehlhaber/J. Kleer/F. Kley (Behrs Verlag), 1. Auflage 2007
- Merkblatt „Sicher verpflegt – Besonders empfindliche Personengruppen in Gemeinschaftseinrichtungen“, Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin 2017
Für welche Lebensmittelkategorien existieren DGHM-Empfehlungen?
Empfehlungen gibt es z.B. Mozzarella, Salzlakenkäse, rohes Fleisch, Fleischerzeugnisse, Därme, Fisch und Fischerzeugnisse, Weich- und Krebstiere, Instant- und Trockenprodukte, Fertiggerichte, zubereitete Speisen, Feinkosterzeugnisse, Getreideerzeugnisse, Brot, Back- und Patisseriewaren, Teigwaren, Trockenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Mischsalate, Obstsalate, Kräuter und Gewürze, Speiseeis und Schokolade.
In welchen Kapiteln des Europäischen Arzneibuches sind mikrobiologische Kriterien für nicht sterile Darreichungsformen von Arzneimitteln enthalten?
Mikrobiologische Kriterien sind in mehreren Kapiteln des Ph.Eur. enthalten. Kapitel 5.1.4 enthält die Akzeptanzkriterien für nicht sterile Darreichungsformen (Tabelle 1) sowie für Rohstoffe zu deren Herstellung (Tabelle 2). Kapitel 5.1.8 enthält die Akzeptanzkriterien für pflanzliche Arzneimittel zum Einnehmen
Des Weiteren enthalten viele Monographien einzelner Stoffe individuelle Akzeptanzkriterien für die mikrobiologische Qualität.
In welchen Lebensmitteln findet man EHEC/STEC/VTEC?
Häufige Nachweise kommen z.B. in Rohmilch, frischem Fleisch, streichfähiger Rohwurst, Weichkäse, Blattgemüse und Sprossen vor. Fleisch von Wiederkäuern und Wild ist häufiger belastet als Schweinefleisch.
In welchen Lebensmitteln findet man Listeria monocytogenes?
Häufig belastet sind z.B. Rohmilch, Rohmilchkäse, Schnittkäse, verzehrfertige Brühwürstchen, Brühwurstaufschnitt, streichfähige Rohwurst, geschnittenes verpacktes Obst oder Salate (Ready-to-Eat-Produkte), rohe Meeresfrüchte oder geräucherter Fisch.
Ist bei Wachstum von Mikroorganismen in einem kosmetischen Produkt stets eine Identifizierung notwendig?
Der Nachweis von Keimen in einem kosmetischen Produkt erfordert stets besondere Aufmerksamkeit. Verunreinigte Rohstoffe, Mängel in der Herstellung bis hin zu einer Belastung der Packmittel können Ursachen sein.
Unabhängig von der nachgewiesenen Menge sollte immer eine Identifizierung durchgeführt werden. Nur so kann anhand der Anzahl der Mikroorganismen verbunden mit der Art des Keimes (Risikogruppe, Gefährdungspotential) eine Risikoabschätzung durchgeführt werden. Die Frage nach der Verkehrsfähigkeit des Produktes kann somit beantwortet werden.
Zusätzlich erhält man damit im Rahmen eines mikrobiologischen Risikomanagementsystems Informationen über mögliche Eintragsquellen mit dem Ziel, ähnliche Verkeimungen zukünftig zu vermeiden.
Sind Konservierungsbelastungstests für Kosmetik erforderlich?
Durch den Konservierungsbelastungstest soll bestätigt werden, dass das kosmetische Mittel bei bestimmungsgemäßen Gebrauch eine Keimvermehrung verhindert und somit mikrobiologisch stabil ist. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Konservierungsbelastungstests ausschließlich Modelle sind mit denen keine Garantie für eine 100% -ige Sicherheit darstellen.
Die Durchführung eines Konservierungsbelastungstests wird von der EU-Kosmetikverordnung als Teil der Sicherheitsbewertung gefordert (siehe Anh. 1 Punkt 3 der Verordnung).
Von der Verpflichtung der Durchführung eines Konservierungsbelastungstests ausgenommen sind Produkte die eine oder mehrere der folgenden Voraussetzungen erfüllen.
- pH-Wert: <3
- pH-Wert: >10
- wasserfreie Produkte
- Alkoholgehalt: >20%,
- Befüllungstemperatur: >65°C
- Wasseraktivität: <0,75
- Produkte auf Lösemittelbasis
- oxidierende Produkte
- Aluminiumchlorhydratgehalt: >25%
Weitere risikoarme Produkte können im Zuge einer individuellen Risikobewertung identifiziert werden.
Warum ist EHEC/STEC/VTEC so gefährlich?
Bestimmte Toxin-produzierende Stämme von E.coli können beim Menschen Diarrhoe und schwerere Erkrankungen, wie z. B. das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) hervorrufen. Nierenversagen und sogar der Tod können die Folge dieser Erkrankung sein.